Nach der Roimung

Der Heibo ist geräumt, aber wir leben noch.
Am 15.und 16.02. 2023 wurde der Heibo in einem Großeinsatz der Polizei geräumt. Als Höhepunkt eines von vorn bis hinten absurden rechtlichen Theaters wurde am Morgen des 15.02. eine Begehung der Versammlungsbehörde Bautzen durchgeführt um die Einhaltung der
Auflagen zu überprüfen. Teil der Auflagen war unter anderem, dass bis zum 23.01.23 alle Baumhäuser entfernt werden sollten.
Übrigens kleiner funfact, in der Allgemeinverfügung stand auch: „Dabei ist insbesondere auf die Vermeidung von tiefgründiger Verdichtung zu achten und auf großräumigen Erdaushub zu
verzichten.“ Schonmal überlegt, was Harvester und Kiesbagger so machen? Nungut wie nicht anders zu erwarten war, standen auch am 15.02. die Baumhäuser noch sehr stabil und gemütlich. Schon mehrere Tage vor der Begehung hatte allerdings der Aufbau eines Camps der
Polizei inklusive THW begonnen. Keine Überraschung also, dass dann nach der Begehung umgehend die Versammlung aufgelöst wurde und die Polizei zu räumen begann. Dabei kamen nach offiziellen Zahlen ca 20 Cops auf ein Aktivisti und etliche Mitarbeitende von Sachsenforst und THW noch dazu. Aber wo Profitinteressen auf dem Spiel stehen und heilige Güter wie das völlig veraltete Bergrecht hinterfragt werden, da kann man schonmal einen Rieseneinsatz draus machen. Ein Rieseneinsatz um die Zerstörung von unserem Zuhause, dem Wald und den Mooren mit Gewalt durchzusetzen. Ein Rieseneinsatz in deren Umfeld #FreeFinn festgenommen wurde und noch immer in Haft sitzt. Repression passiert eben nicht nur am Tag der Räumung sondern jeden Tag. Aber die Räumung hat uns auch gezeigt wieviel Rückhalt wir haben. Wieviele Menschen plötzlich ihre Hilfe anbieten und rund um die Uhr unterstützen. Wieviele Menschen nicht wegschauen und
sich engagieren. Vielen Dank an alle die dem Heibo, meist weniger sichtbar, aber genauso wichtig mit vielem geholfen haben.
Der Heibo ist zwar geräumt, aber der Kampf noch lange nicht vorbei. Die Lausnitzer Heide ist groß und die Vorhaben der KBO von gigantischem Ausmaß. Das noch nicht genehmigte Abbaufeld
Würschnitz West, wäre für den Naturraum und den Wasserhaushalt eine noch viel größere Katastrophe und das werden wir nicht zulassen. Auch an anderen Orten gibt es Widerstand gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und für Klimagerechtigkeit und so kämpfen wir
gemeinsam. Solange diese Gesellschaft an ihrer Lebensgrundlage sägt, während nur wenige Menschen davon profitieren, solange werden wir uns dieser Zerstörung mit allem was uns möglich ist entgegenstellen. Denn der Heibo lebt weiter in all unseren Erfahrungen, Beziehungen und Erinnerungen.

Weitere Statements / persönliche Eindrücke

Es ist für mich sehr schwer emotional verkraftbar, dass dieser Ort jetzt nichtmehr da ist. Er wird mir immer als der Ort in Erinnerung bleiben, wo ich viele tolle momente verbringen durfte, sehr viele tolle Menschen kennen und lieben gelernt habe, wo ich mich immer wohl gefühlt habe und der auch ein kleiner Savespace war. Mich macht es sehr wütend, dass mal wieder kapitalistische interessen weniger über das gemeinwohl aller gestellt wurde. People, not Profit. HEIBO BLEIBT in herzen von jedem einzelnen, der vor Ort war!

Ich kann Heibo bleibt kaum noch hören oder sehen. Es macht mich wütend soweit ich das sortieren kann. Der Ort an sich ist tot aber wir sind es nicht. Und das ist der wichtige Punkt. Darum geht es weiter hoffentlich mit Wut und Trauer aber nicht diese Form die uns fertigmacht sondern die dir wir nach außen richten können. Als ich das erste mal da war war der Ort voll und lebendig meine Erinnerungen noch nicht vorhanden. Jetzt ist der Ort nicht mehr vorhanden aber meine Erinnerungen daran sind voll und lebendig. In der Hoffnung dass sie nicht verblassen und Heibo teil von mir und uns allen bleibt!

Wir sind nicht unverwundbar, aber das macht uns auch lebendig.
Ich schöpfe nicht aus jeder Räumung soviel Wut und Kraft, dass ich direkt dass nächste Projekt starte, aber dass muss ich auch nicht um weiter widerständig zu leben.
Wir werden nicht mehr, dadurch dass man uns räumt, auch nicht stärker. Aber die Räumungen sind auch nicht das einzig wichtige an einer Waldbesetzung. (Auch wenn die Presse anderer Meinung zu sein scheint)
Traurig war ich auch vorher schon.
Wütend bin ich seit ich mich mit der Gewalt dieser Welt konfrontiert bin.
Aber genauso war und bleibe ich auch von Herzen dankbar für alle die Menschen, die kämpfen und spielen, die sich umeinander kümmern und die Gesellschaft nicht hinnehmen wie sie ist.
Und der Heibo war ein Ort für all das: Fürs Kämpfen und Spielen und umeinander kümmern. Fürs wütend und traurig sein, für Dankbarkeit und für Resignation. Auf jeden Fall hauptsächlich anstrengend, aber für einige wohl auch ein Ort zum Erholen. Ein Ort fürs aufhören und fürs weitermachen.
DANKE